Manchmal kann ich es heute kaum mehr glauben: zu Beginn meines Berufslebens hatte mein Arbeitsplatz keinen Computer. Die Sekretariate wurden damals gerade von elektrischen Schreibmaschinen auf Computer umgestellt, aber für ReferentInnen aufwärts waren diese vorerst nicht vorgesehen. Natürlich hing das auch damit zusammen, dass die Entwicklung, die Computer nehmen würden oder gar die Einführung des Internets, einfach noch nicht vorhersehbar waren. Immerhin hatte ich aber meine Diplomarbeit auf einem Schneider PC geschrieben und einen Schreibmaschinenkurs (10 Finger blind) absolviert (um für Studentenjobs gerüstet zu sein), ein Handwerkszeug, das sich im weiteren Verlauf als niedrigschwelliger Zugang zu einer neuen technologischen Welt herausstellen sollte. Und so war ich froh, als ich auch beruflich bald eines dieser neuzeitlichen Geräte als Arbeitsmittel verwenden durfte. Auch, wenn manche Kolleg/innen die Nase rümpften, da einen Computer, sprich bessere Schreibmaschine, zu haben, als statusunwürdig empfunden wurde.
Es war der Beginn einer interessanten Zeitreise. Ich hatte mit den ersten E-Mail Account, sah 1998 dem sich langsam aufbauenden Balken des Versands der ersten E-Mail zu, hatte Anfang der 2000er Jahre ein kleines mobiles Schreibgerät, dann den Palm, der die Synchronisierung der Kalender (mit einem Kabel) ermöglichte. Das mobile Laptop mit Surfstick, das den Zugang zum Server von unterwegs ermöglichte – eine Revolution der Arbeitserleichterungen nach der Einführung des Internets! – entdeckte den RSS-Feed Reader als ein
interessantes Informationsinstrument (2009). RSS-Feed waren, das zeigte bald die Entwicklung, auch nur die Vorreiter der sozialen Netzwerke. Und dann die
nächste Revolution: das Tablet.
Zwanzig Jahre nach meinem ersten Personal Computer, einem Ungetüm, das den ganzen Schreibtisch blockierte und höchstens die Funktionen einer Schreibmaschine erfüllte, ermöglicht ein kleines flaches Gerät nun alle nur denkbaren Funktionen: Musik hören, Fernsehen, schreiben, im Internet surfen, Bücher lesen, telefonieren etc., etc. Und schließlich, gerade noch begeistert von dieser neuen Technik, stürmen die sozialen Netzwerke als eine Kulturrevolution auf uns ein.
Warum ich das alles schreibe? Es geht um mehr als nur um eine technologische Entwicklung. Um viel mehr. Unsere Art öffentlich zu kommunizieren, hat sich grundlegend verändert. Und sie verändert unsere Organisationen nach innen und nach außen. Das hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Arbeit, sondern auch auf die Arbeit von Führungskräften. Denn:
- Öffentlichkeitsarbeit ist nicht mehr länger nur Sache von Spezialisten.
- Wissen ist überall leicht zugänglich. Spezialwissen ist nicht mehr länger Sache von Einzelnen.
- Wissensmanagement wird zunehmend personalisiert.
- Netzwerke und Kontakte sind Teil von Wissensmanagement.
- Zusammenarbeit gestaltet sich neu und zunehmend virtuell.
- Gremien und Strukturen sind ein wichtiger Teil der persönlichen Begegnung. Aber sie sind eben auch nur ein Teil.
- Alle Ebenen kommunizieren miteinander.
- Beteiligung und Feedback sind gefragt. Einwegekommunikation war
- gestern.
- Jede/r ist kreativ, weil jede/r schafft, schöpferisch tätig ist.
Es gilt das zuzulassen. Es gilt das zu entwickeln. Den Menschen mit seinen Fähigkeiten, Talenten und Charismen wirken zu lassen.
Gute Führung heißt daher, Flexibilität zuzulassen und die Grenzen zwischen Freizeit und Erwerbsarbeit zu achten.
Kontrolle ist gut, aber ohne Vertrauen läuft heute kaum mehr etwas.
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