Ich erinnere mich noch an meine erste Zukunftswerkstatt in den neunziger Jahren. Ach, war ich stolz, dabei sein zu dürfen. Wir haben Zettel an endlose Wäscheleinen gehangen. Wandpapierzeitungen gebastelt. Und uns in Gruppenräumen die Haare gerauft, über all das, was uns die Zukunft bringen wird und wie wir damit umgehen. Heutzutage gibt es ein neues Format, habe ich letztes Jahr gelernt. Das nennt sich Zukunftskonferenz und lebt davon, dass man das System, also alle, in einen Raum holt und miteinander in den Dialog treten lässt. Wir haben das Ganze „Zukunftsdialog“ genannt und ein Thema gesetzt: Inklusives Heranwachsen im Lebensraum. Zusammen mit unserem Projekt Wir denken Bildung weiter und YoungCaritas im Erzbistum Köln.
Megatrends:
Der Zukunftsdialog wurde eingeleitet durch die Trendforscherin Cornelia Daheim, die im Mix mit einzelnen Videoeinspielungen Prognosen und Einschätzungen abgab.
→ Die Zukunft des Arbeitslebens
→ Bildung
→ Technologischer Wandel
Film ab! Mit Hilfe eines Power-Votings wurden die Teilnehmer/innen gefragt, zu welchen Einschätzungen sie selbst kommen. Gehen alle Schüler/innen 2020 in eine Ganztagsschule? Wird die Online-Beratung stark zunehmen? Wird es 2020 viel mehr bunt zusammengesetzte Teams (Alter, Professionen, kultureller Hintergrund) geben als heute? Die Ergebnisse des Power Votings haben mich persönlich am meisten überrascht. Sie entsprachen so gut wie gar nicht den Trends. So war das zunächst als Spielerei eingesetzte Instrument, ein wichtiger Indikator für die Veränderungsbereitschaft angesichts wachsender Herausforderungen.
Aktuelle Themen & Trends in der Jugendhilfe:
Ein Trendrad auf dem Boden der Kleingruppen, die bunt durcheinander gewürfelt in sechser Stuhlkreisen zusammen fanden, konkretisierte die Trends für die Kinder- und Jugendhilfe:
- Inklusion & Vielfalt
- Familie & Gesellschaft
- Jugendhilfe & Schule
- Neue Medien & Onlineberatung
- Junge Menschen & die Caritas
- Geld & Lobbyarbeit
Nach der Mittagspause brachte Poetry Slamer Younes Al – Amayra seine Sicht auf Inklusion und Integration mit einem I-Slam zum Ausdruck und erweiterte damit den Begriff „Inklusives Heranwachsen“ um den Aspekt Vielfalt. Bei den Ergebnissen war die überraschende Erkenntnis, dass sich die meisten Arbeitsgruppen auf das Thema „Jugendhilfe & Schule“ fokussiert hatten, da sich die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass der Ausbau zur Ganztagsschule entscheidende Auswirkungen auf die Lebens- und Lernorte von Kindern und Familien haben werden. Die konkreten Vorschläge werden nun gesichtet und überprüft werden und dann zur Weiterarbeit aufbereitet werden. Abschließend formulierte Raul Krauthausen vor dem Hintergrund des Gehörten und der Ergebnisse des Tages seine Thesen zur Inklusion und in einer munteren Abschlussrunde in Form eines Fishbowles diskutierten die Teilnehmenden über ihre Ansprüche und Wünsche. Der Kreis hatte sich geschlossen. War am Morgen noch mit Frontalunterricht gestartet worden, waren die Stühle nun in drei Reihen ringförmig um die Mitte gestellt, in deren Mitte ein Riesentrendrad und große Sitzwürfel zum Mitdiskutieren einluden. Leitungsebene, Jugendliche, Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne kulturelle Erfahrung, Frauen und Männer, Alte und Junge diskutierten inklusiv und gaben, wie sie da waren, schon ein Bild davon ab, was in Zukunft normal für Arbeitswelt und Gesellschaft sein könnte.
Hallo Sabine,
ich hoffe, dass sich zum Thema Inklusion bald vieles ändern wird.
Im Moment habe ich eher das Gefühl, dass die Politik der Gesellschaft das Thema Inklusion in die Köpfe hämmert, ohne zu wissen, was dazu alles gehört.
Die Inklusion steckt noch in den Kinderschuhen. Und da man die letzten Jahre nur Integration praktiziert hat und so vieles verpasst hat, soll es jetzt besonders schnell gehen.
Solche Zukunftskonferenzen sollten viel öfter stattfinden. Außerdem sollte die Öffentlichkeit über Ergebnisse solcher Konferenzen informiert werden.
So lange die Inklusion noch nicht in den Köpfen der Gesellschaft angekommen ist, haben wir Heilerziehungspfleger und alle beteiligten es verdammt schwer unseren Job zu machen.
Auf eine baldige inklusive Zukunft…
Daniela
Hallo Daniela, vielen Dank für Deine Rückmeldung und, dass Du Deine Perspektive als Heilerzieherin eingebracht hast! Inklusion muss in den Köpfen ankommen und es geht eben auch nicht ohne Geld. „Auf eine baldige inklusive Zukunft“ ist schon mal ein schöner Gruß, LG Sabine