Im Projekt Bildung geht auch anders zielen wir darauf ab, bildungsferneren Kindern und Jugendlichen Zugänge zu Bildung zu schaffen.
Dabei bezweckt das Projekt in erster Linie zu verdeutlichen, dass Bildung nicht nur in der Schule, sondern an vielen Lebens- und Lernorten passiert. Allein innerhalb der Jugendhilfe haben wir hierfür 50 gute Beispiele gefunden. Kinder- und Jugendhilfeträger sind neben Schule und Elternhaus wichtige Lebens- und Lernwelten.
In der außerschulischen Welt erleben Kinder und Jugendliche in der Regel eine andere Erlebniswelt, die sich von den Methoden der Schulwelt unterscheidet. Unter anderem auch darin, dass sie mit mehr Spiel, Spaß und Abenteuer und mit weniger Druck verbunden wird. Noten und Abschlüsse spielen eine untergeordnete Rolle. Ausprobieren, Kreativität und soziale Kompetenzen stehen im Vordergrund.
Neben den Methoden der Erlebnispädagogik, Gruppenarbeit und sozialem Lernen, das in der Jugendarbeit von jeher eine Rolle spielt und erst langsam nach und nach auch im Schulalltag Einzug hält, spielt das Thema „Medien“ eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Lernprozessen.
Schon Ende der 1960er Jahre wurde die Sesamstraße zunächst in den USA und seit 1973 in Deutschland als eine Sendung mit pädagogischen Inhalten entwickelt, um bildungsferneren Kindern, von denen angenommen wurde, dass sie viel Zeit vor dem Fernseher verbringen, Bildung zu vermitteln bzw. schlicht zu alphabetisieren. Die Mischung von Videos, Animationen, Humor und kulturellen Inhalten sollte die Kinder bei der Stange halten. Dabei galt die Sesamstraße als ein Symbol für einen sonnigen und coolen Lernort, wo jede/r gerne sein wollte.
Die Geburtsstunde der Medienpädagogik. Fernsehen ist keine böse Droge, sondern kann pädagogische Methode sein.
Mittlerweile haben weltweit viele Menschen tagtäglich non-stop kleine Geräte in ihren Händen und probieren sich im Herunterladen von Apps, schauen sich Videos an, lesen, schreiben (wann haben Schüler/innen je so viel geschrieben wie zur heutigen Zeit?) und kreieren neue Filme, Audios etc. Das gleiche Prinzip wie Sesamstraße nur interaktiver.
Lerninhalte, auch wenn sie teilweise gar nicht als solche wahrgenommen werden, werden sofort verarbeitet, weitergeleitet, reflektiert und damit auch begriffen. Die Technologie stellt für sie überhaupt kein Problem mehr dar. Sie bedienen und durchdringen sie nahezu blind. Ein miliueübergreifendes Phänomen.
Der kanadische Lerntheorektiker George Siemens begründet 2005 den Konnektivismus: Das Lernumfeld besteht aus verteiltem Wissen und ist ein kollaborativer Prozess, Technik gestützt und bei dem das Netzwerk wichtig ist. Der Fokus liegt auf den Lernprozessen im Unterschied zum Konstruktivismus (1960) Kognitivismus (1980) und Behaviorismus (1900).
Educational Technology (EdTech) ist Teil des digitalen Lernens. Das Prinzip Sesamstraße ist multikomplex in unserer heutigen digitalen Welt vorhanden und erleichtert bei richtigem Einsatz gerade den Kindern und Jugendlichen, für die traditionelles Lernen nicht die geeignete Form darstellt, spielerisch und über individuelles Lernen weiter zu kommen.
Schule, Jugendhilfe und Internetwelt können voneinander lernen und Bildungsprozesse miteinander gestalten, wenn Lehrende, die entsprechende Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang besitzen. Nur auf die Gefahren hinzuweisen, wie es viele Lehrer/innen heute tun, weil sie selbst den Umgang scheuen, hilft hier nicht weiter, sondern verhindert Chancen.
Pädagog/innen sind Gestalter/innen und Entwickler/innen. Lehrer/innen gefordert, mit den anderen Akteur/innen in der Lebenswelt des Kindes zusammen zu arbeiten und den Bildungsprozess zu begleiten und nicht nur den Wissenstrichter aufzufüllen.
Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade Mit digitalen Medien besser lernen? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? der Bertelsmann-Stiftung, mit dem ich gerne auch eine Brücke zwischen unterschiedlichen Lernwelten schlagen möchte, damit sie zusammen gesehen und zusammengeführt werden.