Social Media & Kirche? (Interview)

Heute für Euch im Interview: Tobias, der Initiator von Dreifachglauben, das Blog einer jungen Theologengruppe!

Tobias, Du bist der Initiator des Blogs Dreifachglauben. Wie bist Du auf die Idee gekommen ein Blog zu schreiben? Was treibt Euch? Warum gerade als Theologiestudierende?

Im Rahmen meiner Abschlussarbeit beschäftigt mich die Frage des persönlichen Glaubens und Gemeindebildung. So hat sich der Wunsch entwickelt, mich mit Theologen und Theologinnen zu vernetzen, die auch an neuen Pastoralenprojekten und neuen Wegen zu Gott interessiert sind.

Wir wollen mit eigenen Worten erzählen, wer dieser (abstrakte) Gott eigentlich für uns ist.

Im Studium lerne ich rational Gott zu erklären. Zusagen, was wer über ihn gesagt hat. Aber für Existentielles wie die Frage nach meiner eigenen Beziehung zu Gott, meine eigenen Worte über Gott, dafür gab es keinen Raum.

Unser erster Artikel „Ich weiß nicht was Gott ist“, den wir am 5. Juli 2015 veröffentlicht haben, stieß auf hohe Resonanz! Er wurde bis heute über 700 mal gelesen. Und so ging es weiter:  Seitdem wird jeder Artikel am ersten Tag 100 mal gelesen.

Unsere Facebookseite erreicht im Durchschnitt 2000 Menschen. Und bei allem ist die Tendenz steigend.

Wir wissen nicht was Gott ist, aber wir können darüber schreiben und davon erzählen wie wir ihn erleben. Welche Splitter sich in unserem Leben zeigen.

Wir arbeiten in einem Team von 11 Autoren und einem Kolumnisten ab 2016. Eifel, Freiburg, Trier, Mainz, Marpingen – wir sind verteilt. Ein virtuelles Netzwerk: Keiner von uns kennt alle Autoren persönlich. Und trotzdem klappt die Zusammenarbeit und interne Kommunikation.

In Zukunft wollen wir das Blog als Inqubator für weitere Projekte nutzen, so haben wir am 27. November unseren Shop eröffnet in dem wir tragbare(!) TShirts und Umhängetaschen anbieten.

Welche Wirkung wollt ihr mit Eurem Blog erzielen?

Ich kann nicht sagen, welche Wirkung unser Blog erzielen soll. Wir haben keinen Auftraggeber und sind deswegen von der Last befreit, irgendwelche Ziele, Quoten oder Meilensteine zu definieren. Ich schätze an unserem Projekt sehr, dass wir unverkrampft schreiben können.

Aber ich kann sagen, welche Wirkungen wir bisher erreicht haben: Unsere einfache Sprache und die Nähe zum Leben wird gelobt. Außerdem zeigt die Statistik, dass unsere Leserschaft vor allem jungen Erwachsenen (18 – 34 Jahre) sind. Eine Generationen, die klassischer Weise schon als Glaubensferne gilt!

Wie schätzt Du das Thema Kirche & Social Media im Allgemeinen ein? Kennst Du gute Beispiele?

Ich glaube, dass die Geschichte von Sozialen Medien und Kirche vor allem durch gegenseitige Ignoranz geprägt ist. Die Subventionierung von Kirchenzeitungen scheint vielen Bistümern immer noch näher zu liegen als eine Investition in neue Medien. Kardinal Marx berühmter Ausspruch „Verbloggung führt zu Verblödung“ und denen um diese Phrase gemachten Aussagen, zeigt, dass man dem Medium sehr undifferenziert gegenüber steht.

Dabei verkennt man meiner Meinung nach absolut das Potential. Hohe Reichweite zu niedrigen Betriebskosten. Ein Server, ist er auch noch so gut, kostetet immer weniger als eine gedruckte Zeitung. Unser Blog kostet 25€ pro Jahr Serverkosten. Zum Jahreswechsel haben wir aufgerüstet auf 120€ pro Jahr (Alles aus eigener Tasche). Bei einer generierten Reichweite von ungefähr 2000 Personen pro Beitrag. Von dem eingesparten Geld können gute Medienarbeiter eingestellt werden.

Bei der Kritik an der publizierten Meinung sollte man auch nicht vergessen, dass man eine Meinung eines Mediums nur mitbestimmen kann, wenn man selber in diesem Medium aktiv ist. Deswegen gibt es ja auch die KNA. Radio Vatican. Die Kirchenzeitungen der Bistümer. Kirche hat sehr viele fähige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Der Schritt ins Digitale ist gar nicht so schwierig.

Dass solche Schritte funktionieren, hat sich zu letzt am Relaunch von katholisch.de gezeigt. Hier finden wir exzellente Social Mediaarbeit. Gut geplant und für verschiedene Kanäle angepasst. Jeder Kanal bekommt nach seinen Spielregeln den jeweils passenden Inhalt. Damit hat es katholisch.de geschafft (nach sehr, sehr langer Zeit) ein Nachrichtenportal jenseits von kath.net aufzubauen.

Wie wollen Deiner Meinung nach, junge Menschen heute angesprochen werden – zum Thema Glauben, aber auch von potentiellen Arbeitgebern oder auch diejenigen, die Unterstützung und Hilfe brauchen?

Jeder Mensch mag Geschichten. Ich glaube, das ist damals wie heute gleich. Ich glaube auch nicht, dass sich viel an den Inhalten geändert hat, die Menschen ansprechen.

Der christliche Glaube zieht seit mehreren tausend Jahren Leute an. Der Glaube an einen Gott sogar noch länger. Die Frage ist nur, welche Form gerade gebraucht wird, um den Inhalt zu transportieren. Dieser Wandel der Form zeigt sich schon in der Bibel. Mal waren es Geschichten. Mal Psalmen. Mal Briefe. Mal Sprichwörter. Mal Gleichnisse. Jede Zeit hat ihre Form. Jede Gruppe hat ihre Form.

Da sehe ich eher das Manko im Moment. Wir haben kein Glaubensproblem, sondern ein Vermittlungsproblem, weil wir Leuten antworten, ohne dass sie fragen, auf Kanälen, die sie nicht empfangen. Und dann konstruieren wir daraus eine glaubensferne Gesellschaft, in der wir eine unverstandene kleine Herde sind. Eine fatale Fehleinschätzung, die uns isoliert.

Denkst Du, dass Social Media ein Hype ist, der bald wieder vorbei ist oder geht es um die gelungene Verbindung von digitalen Medien mit dem Alltagsleben? Was kann Deiner Meinung nach hier helfen?

Es ist schwierig etwas als Hype zu bezeichnen, was schon einige Zeit existiert und so elementar im Leben der Menschen angekommen ist. Die Frage nach der Beurteilung eines Mediums sollte sich für uns nur sekundär stellen. Denn Verkündigung sollte da geschehen, wo die Menschen sind. Und Menschen sind (u.a.) bei Facebook, WhatsApp, SnapChat und Co. Die Frage, die uns leitet, sollte sein: Wie transportiere ich, was ich zu sagen habe,  für den  jeweiligen Kanal passend.

Vielen Dank Tobias für das Interview! Und viel Erfolg weiterhin mit Euren Projekten rund um Dreifachglauben!!

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