Die Zeit ist reif: Gründen wir doch einfach ein #lab!

Im Rahmen einer Blogparade der Bertelsmannstiftung habe ich letztes Jahr über das Thema „Von der Sesamstraße zur EdTech“ gebloggt und dabei die alte Lernpyramide, die aktives und passives Lernen auf verschiedenen Stufen hintereinander schaltet, in Frage gestellt.

Weil Social Media den Lernenden völlig neue Zugänge zu Wissen und Wissenschaft in der gleichzeitigen Verarbeitung und des Experimentierens erlaubt.

Und so muss sich auch die Arbeitswelt in sozialen Organisationen weiter entwickeln. Damit der Kulturwandel aber gelingt, gilt es eine Organisationsform zu kreieren, die ihn schon lebt.

Learning by doing. Zum Beispiel meine Herangehensweise an Snapchat: Habe ich zuerst das Handbuch im Trockenen studiert und dann das Smartphone eingeschaltet?

Nein. Ich hätte ewig gebraucht, um die neue App zu begreifen. Ich habe zuerst eingeschaltet, als ich nicht weiter wusste, im Internet recherchiert und wieder probiert, dann vertieft, wieder probiert und Details kennen gelernt.

Diese Chance haben Menschen jeden Alters. Aber Kinder tun sich hier ganz besonders leicht und daher müssen Lernkonzepte sich an ihnen ausrichten, denn wenn sie im berufstätigen Alter sind, wird die (Arbeits-) Welt gar nicht mehr anders zu bewältigen sein.

Für die mittelalterlichen Lehrenden eine echte Herausforderung.

Und hier an dieser Stelle passiert damit auch genau der Kulturbruch – von einem Wandel ist leider immer noch nicht zu sprechen.

Lebenslanges Lernen heißt gleichzeitig auch lebenslanges Experimentieren. Wie wir von den klügsten Köpfen der Welt wissen, auch sie haben sich geirrt. Neue Erkenntnisse können zu neuen Konsequenzen führen und alles Bisherige in Frage stellen. Damit müssen wir in immer kürzeren Zyklen leben lernen.

Im Internetzeitalter geht vieles sehr viel schneller.

Gleichzeitig führt das prozesshafte Lernen auch zu einer neuen Verhaltenskultur.

  • Menschen verbinden sich aus Interesse an einem Thema.
  • Communities bilden sich digital und analog.
  • Wissen wird geteilt.
  • Wissen ist in Fülle und für alle vorhanden.
  • Sozial- und Medienkompetenz sind Schlüsselvoraussetzungen für den Zugang zur digitalen Welt.
  • Kollaboratives Lernen und Arbeiten ersetzt Wissenshoheit.

 

Digitales Lernen in der Bildung und Wissenschaft.

Digitales Lernen oder Bildung 4.0 ist mehr als der Einsatz von Social Media im Unterricht, aber es ist ein erfolgsversprechender Weg kollaboratives Lernen und Arbeiten zu praktizieren.

Das hat zum Beispiel André Sprang mit seinem Ipad-Projekt an der Kaiserin-Augusta-Schule in Köln bewiesen. Das Blog zum Unterrichtseinsatz der iPads an der Schule startete bereis am 17. Januar 2011.

Insgesamt hat das Projekt fünf Jahre gedauert und hat eine enorme Breitenwirkung entfaltet. Das Blog diente dabei als Bericht aus den Erfahrungen und Möglichkeiten des Einsatzes, gab aber auch Anleitungen und Hilfestellungen.

Die Liste dessen, was sich in dieser Zeit entwickelte, ist lang:

Apps, Wikis, Open sources für Education, Makerspaces, iBooks und mehr. Die Produkte entwickelten sich aus dem Lernen heraus.

Die Lehrenden haben, initiiert durch André Spang, eine Art Twitter Stammtisch eingerichtet, wo sie sich dienstags abends zwischen 20 Uhr und 21 Uhr immer zu einem anderen Thema virtuell treffen.

Und auch in der Wissenschaft sind die User von Social Media auf dem Vormarsch. Dennis Fink hat gerade die Plattform Snap4Science eingerichtet.

 

 

Gründen wir doch einfach ein #LAB!

Die Einführung neuer Technologien in die soziale Arbeit (Sozialarbeit 4.0) bedeutet mehr als nur neue hard- oder software für den Arbeitsplatz. Es bedeutet einen kulturellen Wandel zu gestalten, dessen Fahrt nicht mehr aufzuhalten ist.

Das Anhängsel Lab wie etwa bei Betterplace lab kommt vom englischen Begriff Labor. Es ist vielleicht die Antwort auf die Frage, die ich vor ein paar Monaten hier gestellt habe:

Ist es nicht Zeit für einen Club of Rome der sozialen Arbeit?

Es braucht digital und analog einen Ort, wo Trends beobachtet, neue Technologien entwickelt und soziale Innovationen erprobt und erforscht werden.

Erste Eckpunkte könnten sein:

  • ein Ort, der als Raum für Austausch, Schulungen, Experimente, Beratung, Probierstätte zur Verfügung steht. Vielleicht eine Art Co-Working Space, wo sich Menschen treffen und austauschen können.
  • ein regelmäßiger Chat-Stammtisch mit abwechselnden Themen.
  • ein Barcamp veranstalten, das erste Projekte und Ideen einbringt und der Vernetzung der Szene dient.
  • Kooperationsparter/innen finden und Sponsoren.
  • einen Think-Tank gründen, der die Initiative begleitet.

Die Initiative könnte zunächst virtuell starten und dann eine Organisationsform und Räumlichkeiten finden. Idealerweise wird es von verschiedenen Kooperationspartnern getragen.

Das neue Institut muss nach neuen Regeln arbeiten können, damit es in der digitalen Welt, in der es hauptsächlich agieren wird, erfolgreich wird.

Plan ist, das Vorhaben in unterschiedlichen Kontexten zu diskutieren und zu planen. So soll es auf dem Caritas Kongress im März in Berlin vorgestellt werden. Auch die Re:Publica im Mai ist ein Ort, der der Weiterentwicklung dienen kann.

Es braucht digital und analog einen Ort, wo Trends beobachtet, neue Technologien entwickelt und soziale Innovationen erprobt und erforscht werden. Die Zeit ist reif.

Packen wir es an!

 

Links & Tools

The ten common mistakes in setting up a social lab

 

 

Das könnte Dich auch interessieren: Sozialarbeit 4.0.

 

 

 

7 Kommentare zu „Die Zeit ist reif: Gründen wir doch einfach ein #lab!

    1. Vielen Dank Günther, ich freue mich über Dein Interesse! Vielleicht haben wir beim nächsten #smcbn Gelegenheit darüber zu sprechen.

  1. Salim Deeb und ich sind gerade dabei, einen MakerSpace (manche sagen FabLab, manche HackerSpace) in Bonn zu gründen. Haben unsere Idee auf dem 2. Bonner BarCamp vorgestellt. Sind gerade auf Sponsorensuche. Sieht recht gut aus. Ist aber auch noch allerlei Verwaltungskram (Verein gründen etc.). Aber: kommt!
    Und da machen wir dann all die coolen Treffen, Happenings, Think Tanks, Vorträge, Workshops etc.pp. 🙂

    1. Hört sich gut an! Bei dieser Idee hier geht es um ein Digitallabor für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft! Nicht lokal gedacht, aber evtl. mit Sitz in Bonn. Es ist auch in Vorbereitung. Wir können uns gerne mal austauschen.

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