Digitale Transformation.

Aus.

Zu Ende.

Vorbei.

Die soziale Arbeit von wohlfahrtsverbandlichen Organisationen in Deutschland wird keine Zukunft haben.

Es sei denn, wir läuten einen grundlegenden Veränderungsprozess ein. Die digitale Transformation.

Bei Wikepdia heißt es:

„Digitale Transformation verändert langfristig durch die Möglichkeiten und Potentiale digitaler Medien und des Internets das Fundament jedes Unternehmens in seiner Strategie, Kultur und seinen Prozessen.“

Wollen wir wirklich, dass das einfach so geschieht?

Oder wollen wir mit gestalten?

Aber welche Alternativen gibt es?

Keine.

Struktur, Prozesse und Kultur werden sich verändern. Und zwar nicht in langwierigen Prozessen wie wir das aus den 90er Jahren kennen, sondern zügig, neben uns oder ohne uns.

Aber das Digitale?

Das wird uns doch total verändern.

Ja, wird es.

Schon als ich das Programm zur re:publica las, dachte ich, ein Glück, dass ich schon ein wenig „digital transformiert“ bin. Ich hätte sonst kein Wort verstanden, geschweige denn, irgendetwas interessant gefunden. Und so geht es uns eigentlich gerade gesamtgesellschaftlich.

Und warum?

  • Das Programm ist englisch oder hat viele Anglizismen.
  • Die Überschriften der Vorträge sind Bloggerjargon. Provozierend. Konträr. Aufregend anregend.
  • Der Teilnehmer ist Teil eines Prozesses. Ein Entwickler/eine Entwicklerin. Es gibt keine fertigen Konzepte oder Rezepte. Was heute in ist, ist morgen vielleicht schon wieder überholt. .

Friedmann Karig hat das bei der Re:Publica „Die pubertäre Gesellschaft“ genannt. Seine Kurzthese ist: „Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft so grundlegend wie die Pubertät einen Menschen. Wachstumsschmerzen sind völlig normal. Aber was kommt danach?“

Was ich an seinem Vortrag so grundlegend fand, war der Ruf nach dem Diskurs.

Es braucht einen Diskurs.

Eine erstaunliche Erkenntnis. Für uns Deutsche gar nicht mal so sehr, aber für die Internetszene vielleicht schon. Vor allem die Pioniere. Denn diese besteht doch vor allem aus Ausprobieren, hacken, basteln, Pionierarbeit leisten, einfach mal machen.

Eine Erhebung hat gezeigt, dass höhere Bildungsschichten in den meisten Ländern das Social Web dominieren – außer in Deutschland.

Infografik: Höhere Bildungsschichten dominieren Social Web - außer in Deutschland | Statista

Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Ich persönlich glaube, dass das kulturelle Hintergründe hat. Neben Datenschutzgründen. Zur deutschen Kultur gehört es, Texte und Veröffentlichungen bis auf´s letzte I-Pünktchen geprüft haben zu müssen. Texte für die Presse, Reden werden lange und gründlich vorbereitet. Authentizität wie das Internet und die sozialen Netzwerke sie fordern, bleiben dabei häufig auf der Strecke.

Der Kultursprung, der statt finden muss, damit die neue Kultur verstanden wird, ist riesig. Aber diese Kultur wird unsere Arbeitswelt bestimmen, neue Geschäftsmodelle kreieren und Kooperationen beflügeln, ob wir, die traditionellen deutschen Organisationen, dabei sind oder nicht.

Den Diskurs werden die führen können, die bereits erprobt sind. Diejenigen, die Kind, Jugendlicher und Pubertierender in der Internetwelt gewesen sind. Nichts war in der Vergangenheit fataler als derjenige, der über soziale Netzwerke sprach und deren Kommunikationskultur nicht kannte.

Die Netzkultur darf nicht verloren gehen, denn sie bietet enormes Potential für eine gelingende Gesellschaft.

Es braucht eine sozialdigitale Utopie.

Da ich lange für europäische Projekte und europäische Sozialpolitik zuständig war, sehe ich einen Zusammenhang zwischen der verlorenen Chance einer Transformationen, die der europäische Einigungsprozess hätte leisten können und der digitalen Transformation. Es geht mir nicht darum, die deutsche Kultur zu ohrfeigen, wir können auf Vieles was wir leisten, stolz sein. Aber wir haben einfach kulturell und vor allem interkulturell unsere Grenzen.

Wir haben uns lange Jahre für zu perfekt gehalten und wollten gerne unsere Systeme übertragen. Wir lernen ungern von anderen und lassen neue Entwicklungen ungern ins Land. Nur ein Beispiel: Steve Jobs hat in den 80er Jahren Heinz Nixdorf den Vertrieb von Personal Computern in Europa angeboten.

So respektiert und anerkannt waren wir damals in der Computerbranche. Aber die Devise ist nicht vernetzen, sondern im eigenen Brei weiter agieren. Auch, wenn dieser keine Updates mehr bereit hält.

Teilen ist nicht immer heilen (Der Circel von Dave Eggers), aber es ist die Zukunft. Wissen wird geteilt und muss gemanaget werden. Unsere alten Methoden und Arbeitsweisen greifen da nicht mehr.

Es braucht eine sozialdigitale Transformation.

„Vernetzt und autonom – die Mobilität der Zukunft wird das Reisen grundlegend verändern. Die Deutsche Bahn hat erkannt, dass sie sich wandeln muss, um Innovationen Raum zu geben und treibende Kraft auf dem Weg in die Zukunft der Mobilität zu sein. Die DB Labs sind der Motor dieser Entwicklung: durch agile Arbeitsmethoden, Kooperationen mit Start-ups und den Austausch mit der Open-Data-Community treiben sie die Digitalisierung im Konzern voran und helfen dabei, Themen neu zu denken.“

Diesen Eingangstext für die Vorstellung der Unternehmenslabs der DB bei der Re:Publica
ist übertragbar auf die soziale Arbeit und ihre Organisationen.

Alle DB LABs auf einen Blick.

Makerspaces, Labs oder welche innovativen Räume auch immer, wo frei und unabhängig agiert werden kann, wo geschult, gelernt und verworfen werden kann.

Indem wir neue Geschäftsmodelle erproben, neue Kooperationen eingehen und mit unserer hohen Kompetenz, die wir als Mitarbeitende der sozialen Arbeit haben, den Prozess mit gestalten.

„Ohne Simplifizierung, also die radikale Vereinfachung von Strukturen, Verantwortungen und Prozessen, kann die digitale Transformation nicht gelingen.“ lautet der Titel einer Session und die Devise für das Arbeiten 4.0.

Solche Orte ziehen junge Menschen und Kooperationen an.

Struktur, Prozesse und Kultur werden leicht und zügig wandelbar.

5 Kommentare zu „Digitale Transformation.

  1. Hat dies auf rebloggt und kommentierte:
    „Makerspaces, Labs oder welche innovativen Räume auch immer, wo frei und unabhängig agiert werden kann, wo geschult, gelernt und verworfen werden kann.

    Indem wir neue Geschäftsmodelle erproben, neue Kooperationen eingehen und mit unserer hohen Kompetenz, die wir als Mitarbeitende der sozialen Arbeit haben, den Prozess mit gestalten.“

    Toller Beitrag von Sabine Depew zur Notwendigkeit der Veränderung Sozialer Arbeit in einer sich wandelnden Zeit.

    #lesenswert

  2. Hat dies auf mampels welt rebloggt und kommentierte:
    da kommt was auf uns zu:

    „Die soziale Arbeit von wohlfahrtsverbandlichen Organisationen in Deutschland wird keine Zukunft haben. Es sei denn, wir läuten einen grundlegenden Veränderungsprozess ein. Die digitale Transformation.“

    Bitte lest den kompletten Artikel von Sabine Depew.

  3. „Ich persönlich glaube, dass das kulturelle Hintergründe hat. Neben Datenschutzgründen. Zur deutschen Kultur gehört es, Texte und Veröffentlichungen bis auf´s letzte I-Pünktchen geprüft haben zu müssen. Texte für die Presse, Reden werden lange und gründlich vorbereitet. Authentizität wie das Internet und die sozialen Netzwerke sie fordern, bleiben dabei häufig auf der Strecke.“

    Hast du dafür ein Beispiel Sabine? Ich denke schon, dass da was dran ist, denke aber auch, dass du hier ein bisschen pauschalisierst.

    1. Gilt sicher nicht für alle und jeden, da aber Teile unserer Familie aus den USA stammen, habe ich den direkten interkulturellen Vergleich. Die Entwicklung des Onlinejournalismus ist hierfür ein Beispiel, die sehr langsam von statten ging. Und nur sehr schleppende Entwicklung des papierlosen Büros.

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