Anfang Oktober fand die Europäische Freiwilligenuniversität statt. Für manche Mitarbeitende in der sozialen Arbeit ein großes Fragezeichen.
Was soll das?
Eine Akademie für Freiwillige mag ja sinnvoll sein, aber auf europäischer Ebene?
Es kam sogar noch „schlimmer“.
Diese 8. Zusammenkunft von Expertinnen und Experten der Freiwilligenarbeit auf europäischer Ebene hatte sich den Schwerpunkt „Digitalisierung“ vorgenommen und entpuppte sich dank technischer Möglichkeiten als eine internationale Konferenz mit Referenten aus Hongkong, Australien und Brasilien.
Damit kamen zwei Themenkreise zusammen, die in der sozialen Arbeit lieber ignoriert als integriert werden:
- europäische Zusammenarbeit und
- die Digitalisierung der sozialen Arbeit.
Ich gebe zu, es ist gewöhnungsbedürftig.
Was?
Beides.
Und gleichzeitig ist Beides für die soziale Arbeit ein Muss.
Zum einen: Sich auf das europäische Parkett zu begeben, in fremden Sprachen um Begriffe ringen, kulturelle Unterschiede zu verstehen und das Andere als Bereicherung zu erleben.
Eine Aufgabe, in der sich junge Menschen durch EU-Programme wie Erasmus auskennen, und daher auch eine Welle der Hilfsbereitschaft entwickeln, wenn Menschen anderer Nationen unser Land erreichen, um hier Zuflucht zu finden.
Zum anderen: Sich von Russen den Nutzen von Facebook erklären zu lassen. Die beispielhaften Ansätze aus Brasilien anzuhören und als Anregung mit nach Hause zu nehmen. Sich von einem IBM Experten sagen zu lassen, soziale Medien? Damit seid ihr 10 Jahre zu spät. Jetzt haben wir ganz andere Themen. Er meinte Roboter & Co.
Wir lernen den Begriff des Cybervolunteering kennen. Freiwilligenarbeit im Netz. Wie kann sie aussehen? Beispiele werden vorgestellt. Je mehr soziale Arbeit im Internet stattfindet, umso mehr verlagert sich natürlich auch die Freiwilligenarbeit dort hin.
Wir beobachten dieser Tage, dass Grundfesten der sozialen Arbeit ins Straucheln geraten: Reform der Jugendhilfe. Wir arbeiten an Bildungssystemen, die Chancengleichheit bewirken und wollen daher eine deutliche Verbesserung des Offenen Ganztags.
Und sehen manchmal nicht wie alles zusammen hängt. Die deutsche Jugendhilfe ist ein Exportschlager, der uns davor schützt, eine weitere „lost Generation“ in Europa zu produzieren. Sie ist ein Garant für Frieden und soziale Sicherheit.
Lassen wir ihn im Austausch weiterentwickeln – nicht zurückfahren. Lassen wir umgekehrt von den Ganztagskonzepten anderer Länder lernen, da sind viele europäische Länder viel weiter.
Ideal war, dass die Konferenz zu einem Zeitpunkt, in dem Europa strauchelt, in Straßburg statt gefunden hat. Mitten im EU-Viertel.
Europäische Zusammenarbeit ist Völkerverständigung. Die „neuen“ technologischen Möglichkeiten können den Austausch fördern und unterstützen. Aber niemals ersetzen.
Beides ist gut: für Freiwillige und gerade eben auch für Fachkräfte.
Zum Weiterlesen:
Blog des Deutschen Caritasverbandes: