Ein BarCamp macht sichtbar, was im Netz passiert.
An zwei Tagen verknüpfen sich Menschen zu bestimmten Themen und Interessen, twittern und bloggen darüber, verwenden Stichwörter namens #hashtags und vernetzen sich hierarchie- und organisationsunabhängig miteinander, um in einem bestimmten Themenfeld neue Entwicklungen zu diskutieren, zu bewerten und weiter zu entwickeln.
Als ich mir den Sessionplan ansah, wurde mir deutlich, dass die Themen den Kern der Herausforderungen für die soziale Arbeit getroffen haben.
BarCamp als neue Lernform?
Lernprozesse sind komplexe Vorgänge mit denen sich die unterschiedlichsten Fachrichtungen auseinandergesetzt haben. Lernen enthält neurobiologische, psychologische, soziologische, kulturelle, physische und andere Aspekte.
Auch die Pädagogik befasst sich mit der Frage, wie müssen die Rahmenbedingungen sein, damit Menschen lernen, gebildet und ausgebildet werden.
Die Methoden und Ansichten haben sich über die Jahrhunderte sehr geändert. Weg von der starren Disziplin für alle hin zu einem Lernansatz, der sich am Individuum orientiert.
Das BarCamp ist eine Lern- und Arbeitsform, die sich an den Themen orientiert, die den Menschen auf der Seele brennen. An ihren Leidenschaften, ihren Talenten. Sie sind motiviert, begeistert, wollen daran arbeiten.
Beste Voraussetzungen für Weiterkommen, Hinzulernen, Fortschritt.
Bildung anders.
Dieses Blog ist im Rahmen des Projektes Bildung geht auch anders entstanden, das aufgezeigt hat, dass Bildung an vielen unterschiedlichen Lernorten geschehen kann. Gerald Hüther hat in dem Film Alphabet gezeigt, dass Lernen außerhalb von den üblichen Systemen beeindruckende Ergebnisse zu verzeichnen hat.
Und während unsere Kinder und Jugendlichen trotzdem weiterhin in eher starren Schulsystemen verharren müssen, entwickelt sich in der digitalen Welt eine neue Form des Informations- und Wissensmanagements, eine neue Form des kollaborativen Lernens und Arbeitens. Eine Form, die Spass macht, die frei ist von Zwängen und sich an den Interessen und Fähigkeiten des Einzelnen orientiert.
Kollaboratives Lernen.
Kollaboratives Lernen ist ein Synonym für rechnergestütztes Gruppenlernen. Nichts anderes ist ein BarCamp.
Neues Wissen wird in der Interaktion miteinander verknüpft.
Das setzt voraus, dass Computer/Smartphones zum Einsatz kommen. Erst dann, so meine These, kann der Teilnehmende vom Wissensmanagement, das ein BarCamp bereit hält, profitieren.
Unter dem Stichwort #sozialcamp wird in den digitalen Netzwerken (Facebook, Twitter, Instagram u.ä.) Material gesammelt (z.B. Folien, Links u.ä.) diskutiert und ja, auch herumgealbert. Wie im wirklichen Leben.
In dem fünfjährigen Projekt „Das Ipad im Unterricht – Mobiles Lernen in der Schule“ hat André Spang im gleichnamigen Blog immer wieder deutlich gemacht, wie sehr sich Lernen und Bildung durch den Einsatz digitaler Medien verändern. Die qualifizierte Handhabung der digitalen Medien verschafft dem Individuum Zugänge und Eintritt in eine neue Form des Lernens, der Teilhabe und der Zusammenarbeit.
BarCamp: So werden wir lernen & arbeiten.
Das BarCamp ist das Sinnbild dafür wie zukünftig unsere Lern- und Arbeitswelten funktionieren werden.
- interessenorientiert
- in Netzwerken
- interaktiv
- organisationsübergreifend
- digital
- in kreativen Lern- und Arbeitsräumen (Makerspaces)
- ergebnisoffen
- kollaborativ
Nachhaltigkeit.
Was faszinierend ist, nach dem BarCamp geht es erst so richtig los. Inspirationen, Konzepte und neue Ideen bahnen sich ihren Weg. In digitalen Arbeitsgruppen kommen Menschen zusammen und arbeiten an den Themen weiter.
Das Gehörte und Erlebte wird in Blogbeiträgen verarbeitet. Die Erkenntnisse fließen in die Arbeit ein.
BarCamps sind eine Inspiration. Das SozialCamp war eine Inspiration für die soziale Arbeit.
Fatal wäre, wenn jetzt Arbeitsgruppen pflichtbewusst die Ergebnisse abarbeiten würden.
Wie bei jeglichem Lernen: Der Spaß, die Leidenschaft gilt es zu erhalten.
Dann kann die Arbeit Früchte tragen. Vielleicht nicht messbar für denjenigen, der sie bezahlt hat.
Aber erkennbar für das Arbeitsfeld, das es beflügeln möchte.
Weitere Blogbeiträge zum BarCamp der sozialen Arbeit – #SozialCamp gibt es hier:
Mein Rückblick auf das #SozialCamp in Bonn – Stephanie Braun
Ein SozialCamp ist auch ein BarCamp – Reiner Knudsen
BarCamps als gelebte soziale Agilität – Hendrik Epe
War ja doch viel Digitales dabei – Das Team vom CareCamp
Wie ich digital helfen wollte und keiner es verstand – Annette Schwindt
1. BarCamp der sozialen Arbeit – Kreativer Austausch auf dem SozialCamp -Christian Müller
Das BarCamp soziale Arbeit 2016 – Johannes Mirus
Digitalisierung in der sozialen Arbeit – es bewegt sich was! – Prof. Dr. Thomas Münch
Mein Social Rückblick zum BarCamp soziale Arbeit – von Christian Müller
Liebe Sabine, DANKE! Vor allem für den Link auf den Hüther-Film, von dem ich noch nichts wusste. (Der Trailer beginnt mit einem Zitat von Ken Robinson, dessen TED-Talk ich nur empfehlen kann: Do schools kill creativity? – https://www.ted.com/talks/ken_robinson_says_schools_kill_creativity)
Ich finde den Ansatz, BarCamps als Lernmodell anzusehen hoch interessant. Ich selber beschäftige mich auch schon längere Zeit mit dem Thema „Lernen“ und hier liegt vielleicht ein völlig neuer Ansatz. Sehe ich da ein EduCamp am Horizont???