Hinter mir liegen fünf bis zum Rand gefüllte erste Wochen im neuen Amt.
Ich lerne viel.
Ich lerne das Team kennen.
Unsere Mitglieder.
Die Mitglieder der Hauptabteilungsleiterkonferenz im Bistum.
Viele, viele Einzelgespräche, die mir wertvolle Hinweise für meine Arbeit geben.
Ich mache meine täglichen Erfahrungen als Vorstandsvorsitzende.
Und meine Erfahrungen als Diözesan-Caritasdirektorin.
Zwei verschiedene Ämter, die jeweils ihre Bedeutung haben.
Die Geschäftsstelle.
Die Geschäftsstelle eines Spitzenverbandes der Freien Wohlfahrtspflege ist eine organisatorische Einheit. Sie ist das Zentrum der Aktivitäten eines Verbandes im jeweiligen Einzugsgebiet. In diesem Fall des Ruhrbistums.
Dabei ist das Ruhrbistum eine Region mit besonderen Herausforderungen.
Als Freie Wohlfahrtspflege stehen wir heutzutage vor besonderen Herausforderungen.
Wir haben es mit knapper werdenden Mitteln zu tun, mit Strukturen, die sich fragen müssen, ob sie auf aktuelle Entwicklungen noch zeitgemäss agieren. Mit Kulturen, die tradiert sind und sich nicht von heute auf morgen ändern wollen. Mit technologischen Entwicklungen, die eine mittelalte Belegschaft älter aussehen lassen als sie ist.
Wir haben satzungsgemäße Anforderungen zu erfüllen, deren Prioritäten uns unsere Mitglieder vorgeben und deren erstes Anliegen berechtigterweise die sozialpolitische Interessenvertretung ist und qualifizierte Beratung.
Darüber hinaus ist es aber auch unser Anspruch, neue Entwicklungen vorzudenken und entsprechende Projekte und Fortbildungen anzubieten.
Das Team.
Um hier eine gründliche Kenntnis der Menschen und Kompetenzen in unserem Haus zu erhalten, führe ich Kennenlerngespräche. Sie dauern in der Regel bis zu 2 1/2 Stunden und folgen einem Leitfaden. Sie bringen tatsächlich das, was der Name sagt: sich kennenzulernen.
Zu sprechen. Zuzuhören. Fragen zu klären. Vertrauen herzustellen. Es ist ein Mammutprogramm, das sich absolut lohnt.
Wir müssen gegenseitig wissen, mit wem wir es zu tun haben.
Ein wenig vergleichbar mit einer Mannschaft in einem U-Boot. Man muss sich gegenseitig aufeinander verlassen können, wenn man zusammen auf große Fahrt geht.
Ich lerne bei diesen Gesprächen am meisten. Ein besseres Einarbeitungsprogramm ist wohl kaum denkbar.
Und die Gespräche sind echte Begegnungen, die mir gleichzeitig zeigen, wieviel Kompetenz in der Geschäftsstelle sitzt.
Unsere Mitglieder.
Das Gleiche gilt für die Vor-Ort-Besuche.
Mir hilft es am meisten, wenn ich die praktischen Herausforderungen unmittelbar erlebe und weiss, wofür wir uns einsetzen müssen.
Hier gab es dieser Tage eine sehr anschauliche Begegnung in einem Arbeitsprojekt von Menschen mit psychischer Behinderung, das nach der sogenannten Teachmethode arbeitet und die Beschäftigten in sehr kleinschrittigen Prozessen Aufträge von Wirtschaftsunternehmen erledigen lässt.
Ich war beeindruckt, wie viel Zeit sich der Vorstand für meinen Besuch genommen hat und zu welchen guten Kooperationsvereinbarungen der zukünftigen Zusammenarbeit wir gekommen sind.
Kirche vor Ort.
Dort wo Menschen in Suppenküchen, im Arbeitsprojekt für Psychisch Kranke, in der Bahnhofsmission zusammen kommen und Nächstenliebe erfahren, erlebt Kirche ein hohes Ansehen wie eine Studie jüngst wieder zeigte.
Gerade die Dienste, wo wir als Kirche mit ihrer Caritas besonders gebraucht werden, erhalten die wenigsten staatlichen Zuschüsse: allgemeine Sozialberatung, Kleiderkammern, Arbeitsprojekte, Suppenküchen.
Ein wichtiges Anliegen ist uns daher, dafür Sorge zu tragen, dass Kirchensteuermittel, die der Caritas zugewiesen werden, insbesondere diese Angebote unterstützen.
Innovationen.
Einerseits bietet die solide Struktur der Geschäftsstelle ein gutes Gerüst, um die täglichen Anforderungen zu bearbeiten, andererseits erlebe ich bei den Gesprächen Engagement und Eifer auch neue Wege zu gehen, weil die aktuellen Formate nicht immer den aktuellen Herausforderungen genügen. Wir müssen schneller und agiler handeln. Es gibt bald ständig neue Themen, die anzugehen sind.
Das Leitungsteam kommt wöchentlich zusammen, um die aktuellen Herausforderungen zu benennen, zu diskutieren und anzugehen. Hierbei arbeiten wir mit neuen Formaten, in denen u.a. Teams gebildet werden, um anstehende Fragen zu beantworten bzw. zu bearbeiten.
Wo digitale Medien helfen können, werden virtuelle Gruppen gebildet. Die Erfahrung zeigt, dass sozialpolitische Interessenvertretung längst nicht mehr ausschließlich über Gremien läuft, sondern vielfältige Wege sucht. So hat sich Twitter hierfür als ein mögliches Instrument herausgebildet, da sich Politik hier auch gerne aufhält.
Ein Organisationsnetzwerk ähnlich Facebook soll zeitnah eingeführt werden und die verbandsinterne Netzwerkarbeit unterstützen.
Das InnovationsLAB ist Kür und Pflicht, da es Kernstück unserer Fort- und Weiterbildung werden soll und gleichzeitig die Heranführung an digitale Entwicklungen in der sozialen Arbeit sicher stellt, ohne die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege heutzutage nicht mehr auskommen.
Als Vorstandsvorsitzende unserer Geschäftsstelle trage ich Verantwortung dafür, dass wir zeitgemäß und gut aufgestellt auf die Anfragen unserer Mitglieder reagieren.
Als Diözesan-Caritasdirektorin ist es mir ein Anliegen, die Entwicklung der caritativen Arbeit in Verbindung mit der Kirchenentwicklung insgesamt im Blick zu haben, zu fördern und mit zu entwickeln.
Beides wirkt aufeinander ein.
Und ist mehr als spannend.