Aktuell wird im Landtag in Nordrhein-Westfalen darüber beraten wie Chancen der Digitalisierung genutzt werden können.
Hier sind soziale Innovationen noch nicht hinreichend im Blick.
Sie werden – gemeinsam mit technischen und wirtschaftlichen Innovationen – darüber entscheiden, wie lebenswert unser Land im nächsten Jahrzehnt sein wird.
Gerade in Regionen mit hohem demographischen Anpassungsdruck können soziale Innovationen, insbsondere auch Innovationen zur Lösung sozialer Probleme im engeren Sinne, als zentrale Voraussetzung gelingenden Strukurwandels und neuer Prosperität angesehen werden. Die Initiierung von sozialen Innovationen darf nicht dem Zufall überlassen werden. Es sind dafür all jene Formate zu nutzen, die sich aktuell als state of the art der Innovationsförderung bewährt haben.
Damit dies gelingt, empfehlen wir die Einrichtung eines tragfähigen Innovationslabs mit Ausstrahlungswirkung.
Was ist ein Innovationslab?
„Innovations- und Kreativlabs sind physische oder virtuelle Räume, in denen der Austausch von Wissen, Ideen und Informationen im Mittelpunkt steht. Es handelt sich um Experimentierorte, die sowohl langfristig als auch zeitlich befristet genutzt werden können.
InnovationsLabore sind eine digitale Drehscheibe für soziale Innovationen.
Kreative und innovative Prozesse werden in LABs durch die Bereitstellung entsprechender Infrastrukturen, Services und Methoden der (gemeinschaftlichen) Wissensgenerierung unterstützt.
Sie zeichnen sich in der Regel durch einen Cross-Innovation-Ansatz aus. Das bedeutet, dass in LABs branchenübergreifend und in interdisziplinären Konstellationen gearbeitet wird.
Ebenfalls schließt der Cross-Innovation-Ansatz die Beteiligung von Kreativschaffenden bzw. Unternehmern, Freelancern oder Freischaffenden aus der Kreativwirtschaft an gemeinschaftlichen Arbeiten in LABs ein.“
So lautet die Definition des Projekts Zukunft der Initiative für Wirtschaft, Technologie und Forschung „LABs als neue Treiber von Innovation“.
Wesentliche Defizite bei den Versuchen soziale Innovationslabs zu schaffen, können darin gesehen werden, dass
a) die Initiatoren (innovative consulting-Firmen, start ups etc.) keinen strukturierten Kontakt zu den Trägern sozialer Dienstleistungen (Wohlfahrtsverbände etc.) hatten
b) die öffentliche Förderung von LABs stark auf die o.a. Kategorien zugeschnitten waren, die für soziale Innovationen nicht gut passen
c) soziale Dienstleistungsunternehmen weniger Spielräume haben in start-ups und (digitale) Innovationen zu investieren, weil das hohe Risiko des Scheiterns (von 10 Start-ups heben zwei ab) und die Notwendigkeit bei der Entwicklung und für die Anlaufphase in Vorleistung zu treten, die sozialen Akteure im Vergleich zu Konzernen mit industrieller Fertigung überfordert.
Es erscheint uns als Caritas daher dringend überfällig, ein „unternehmenseigenes“ Lab zu schaffen und damit einerseits die Innovationsbereitschaft der Caritas zu stärken und den Caritasverband als Treiber sozialer Innovationen zu nutzen, andererseits die o.a. Defizite modellhaft zu überwinden und damit Impulse über die Caritas hinaus zu setzen.
Ein LAB der Caritas müsste, um erfolgreich zu sein, Elemente eines Grassroot Lab und eines Coworking-Lab aufnehmen, – innovative Start-ups, regionale Akteure und Betroffene müssten von Anfang an in die Entwicklung eingebunden sein. Ohne eine enge Kooperation mit Hochschulen ist ein CaritasLAB nicht vorstellbar.
Es bedarf für den Erfolg einer Anschubfinanzierung der öffentlichen Hand, die – als Strukturförderung verstanden – auf 5 Jahre angelegt sein sollte.
Das CaritasLAB braucht idealerweise eine regionale Umgebung, in der es sich als Treiber eines regionalen Strukturwandels bewährt und in der die Dringlichkeit sozialer Innovationen als Motivator täglich spürbar ist.
Das in der Ruhrregion geplante CaritasLab des Diözesan-Caritasverband für das Bistum Essen kennzeichnet sich dadurch aus, dass für drängende soziale Fragen ein Raum geschaffen wird, der Innovationsprozesse durch die gezielte Einbindung externer Experten und Expertinnen (u.a. Kreative, Unternehmen, Forschungs- und Entwicklungs-Einrichtungen) unterstützt. Den externen Partnern werden Leistungen und Programme angeboten, die Resultate ihrer Arbeit fließen wiederum in die Umsetzung von Unternehmenszielen ein.
Damit entsteht gleichzeitig ein Ort, der neue Form des Lernens online und offline erprobt und gleichzeitig als LAB Academy Basisseminare für Einsteiger anbieten wird.
Organisationsform
Das CARITASLAB ist ein Kooperationsverbund, der getragen vom DiCV Essen für weitere interessierte Caritasorganisationen offen ist. Sein Standort ist Essen – im Herzen des Ruhrgebiets. Während Berlin und München sich als Zentren einer auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichteten Start-up Szene etabliert haben, besteht die Chance im Ruhrgebiet ein Zentrum des „Tech4Good“ zu schaffen. Im Mittelpunkt der Start-up- und Innovationsszene, die vom CaritasLAB angelockt und initiiert werden soll, stehen Fragen sozialen Wandels und Zusammenhalts.
Da es innerhalb der Caritas bereits eine kleine Szene von Digitalexpert/innen gibt, die u.a. bereits gemeinsam ein BarCamp der sozialen Arbeit verantworten, das jährlich innovative Ideen hervor bringt, könnte diese in Form eines Projektbeirats eingebunden werden.
Finanzierung
Das LAB braucht Mittel für Räume, Projektmitarbeiter/innen, Sachmittel und den Einkauf von Dienstleistungen von externen Partnern, z.B. zur Durchführung von Hackathons und Entwicklung von neuen Technologien.
Das LAB wird fünf Jahre lang über eine Anschubfinanzierung finanziert, um im Rahmen einer Experimentierphase zu ergründen, wie das LAB nachhaltig organisiert sein sollte.
Neben der Ausstattung und Einbindung der Partner könnte eine Innovationsförderung lokale Aktivitäten, neue Geschäftsmodelle, start ups etc. anschieben.
Für Ausstattung und Fonds sollten für den Gesamtzeitraum insgesamt 10 Mio. Euro zur Verfügung gestellt werden.
Parallel zu dieser Phase wird eine nachhaltige Finanzierung entwickelt, die sich aus Crowdfunding, Erlösen, Sponsoren und Mitgliedsbeiträgen zusammensetzen wird.
Mit dem CariLab werden wegweisende Innovationen, Strukturefekte für die Region und neue Organisationsformen der sozialen Arbeit entstehen.
„ Most people are really those who save a specific problem
they want to solve and know
that they find the tools with us and then they stick around.“
danke für den Beitrag!