Die Weihnachtsbotschaft ist nicht:
Jesus war männlich.
Oder heterosexuell.
Oder klerikal.
Die Weihnachtsbotschaft ist:
Gott wurde Mensch.
Jesus war nah an den Lebensverhältnissen der Menschen dran.
Kirche findet vielerorts statt.
Das letzte Jahrzehnt war so voller Chancen.
In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, bestimmte die Kirche das tägliche Leben. Das Kirchenjahr war fester Bestandteil dörflicher Riten und Gebräuche. Ich bin durch und durch katholisch sozialisiert: Familie, Kita, Grundschule, Ordensschule.
Heute wird meine Beheimatung aber manchmal auf eine harte Probe gestellt.
Hinter uns liegt ein Jahrzehnt, in dem der Klerus die Chance hatte, alte Zöpfe abzuschneiden und Licht in die unguten Strukturen und Kulturen zu bringen, die Missbrauch geschürt und begünstigt haben. Ein Jahrzehnt, in dem Frauen auf die Straße gingen und dafür demonstriert haben, dass sie in der katholischen Kirche die gleichen Rechte wie Männer haben.
Hinter uns liegt aber auch ein Jahrzehnt, an dessen Ende sich zeigt, dass manche Kleriker mit den realen Lebensverhältnissen der Menschen nur noch wenig zu tun haben.
Kirche ist dort, wo Heil geschieht.
Manche scheinen dringend ein Reset zu brauchen, eine Rückbesinnung auf die Ursprünge. Als Jesus den Menschen zugewandt, Dienst den Schwächsten tat, Frauen am Grab zu den ersten Jüngerinnen zählte und Strukturen mehr als schlicht waren. Wo Kirchorte dort waren, wo Heil geschah.
An wievielen Orten geschieht gerade in diesen Tagen ein Weihnachtswunder: in Pflegeheimen, Krankenhäusern, Bahnhofsmissionen, Notschlafstellen, in der Telefonseelsorge … hier sind Menschen weit über ihre Kräfte hinaus im Einsatz, um zu helfen.
Nicht die Institutionen, die vermeintlich Mächtigen, die verkrusteten Strukturen machen Kirche aus. Kirche sind Menschen. Sie werden darüber entscheiden wie Kirche sich weiter entwickelt.
Das Kirchenvolk ist längst anders geworden. Sie gehen für ihren Glauben auf die Straße und akzeptieren einfach nicht mehr, wenn sich die Institution von den realen Lebensverhältnissen der Menschen entfernt.
Was Du, liebe Sabine, als Weihnachtswunder bezeichnest, sind allerdings überwiegend Jobs (wes Brot ich ess, des Lied ich sing…?). Bei allem Protest und aller Empörung – noch obsiegen die vermeintlich(?) Mächtigen und die verkrusteten Strukturen in unserer Kirche. Ein Wunder wäre, wenn die Organisation Kirche vom Kopf auf die Füße gestellt würde, bevor sie bei uns zur Sekte der Ewiggestrigen verkümmert.