Acht Trends in der Familienpolitik (Teil 1)

Vater, Mutter, Kind? heißt eine Studie der Bertelsmannstiftung, die einen Überblick über acht aktuelle Trends der Familienpolitik gibt.
Das Charmante an der Studie: der Blick orientiert sich am Kind. „Wie erleben Kinder Vereinbarkeitsprobleme oder finanziellen Engpässe ihrer Eltern?“ heißt es im Vorwort.

Inklusives Heranwachsen ist also mehr als die Schaffung von Zugängen, sondern bedeutet eine veränderte Haltung in den Köpfen und fängt bei den Eltern an. Genug Ressourcen, auch finanzieller Art, ist sicher eine sehr wichtige Voraussetzung für das Gelingen. Aber es geht weiter. Es bedeutet auch, wie viel gleiche Zeit von Mutter und Vater gönnen wir unseren Kindern. Denn, so heißt es im Vorwort: „…Wohlergehen und faire Bildungs- und Teilhabechancen für jedes Kind und jeden Jugendlichen sollten das vorrangige Ziel einer nachhaltigen Familien- und Bildungspolitik sein“

Trend 1: Zunahme vielfältiger Lebensformen

Familien mit Kindern unter 18 Jahren sind zwischen 1996 und 2012 deutlich weniger geworden. Es gibt doppelt so viele Lebensgemeinschaften unverheirateter Paare als 1996. Auch die Zahl der Alleinerziehenden ist deutlich auf knapp 20 % gestiegen. Davon sind allerdings bis heute nur 2 % Väter.

Trend 2: Erosion des konventionellen Ernährermodells

(Nur noch) 28% der Westdeutschen und 12% der Ostdeutschen leben das klassische Ernährermodell: Mann arbeitet, Frau versorgt Kinder und Haushalt. Mehr Frauen arbeiten, mehr Männer verbringen Zeit mit ihren Kindern. Kinder erleben ihre Väter heutzutage deutlich mehr als früher als Bezugspersonen.

Trend 3: Entgrenzung von Erwerbsbedingungen

„Von allen Müttern mit Kindern unter 18 Jahren sind bundesweit 53,2% atypisch beschäftigt.“ Deutlich mehr (58,9%) in den westlichen als in den östlichen (27,6%) Bundesländern. Es gilt stabile Beschäftigung für Mütter, Väter und Alleinerziehende zu schaffen, damit Familien finanzielle Sicherheit erfahren und Kinder geregelte Zeiten mit ihren Eltern erfahren.

Trend 4: Eltern unter Druck

Aktuelle Befragungen zeigen, dass Väter und Mütter sich mehr Zeit mit ihren Kindern wünschen. Dem entgegen steht, dass sich Väter aus einer Familie mit jungen Kindern häufig besonders unter Druck setzen, das Familieneinkommen zu sichern. Hier spielt der Arbeitgeber eine besondere Rolle, Frauen und Männer gleich zu behandeln, damit Kindern von ihren Vätern und Müttern gleichermaßen etwas haben. Die Familie ist der zentrale Lernort. Hier werden Rollen vorgelebt. Auch Arbeitgeberrollen.
Aktuell wurde hierzu gerade ein interessanter Vorschlag von der Bundesfamilienministerin und dem DIHK Präsidenten eingebracht: die   35 Stundenwoche für Vater und Mutter.

Zum Weiterlesen:

Acht Trends in der Familienpolitik (Teil 2)

Acht Trends in der Familienpolitik (Teil 3)

 

Moderne Familienpolitik in Europa

Familienpolitik auf europäisch verspricht das Symposium des Deutschen Caritasverbandes in Brüssel. Und hält was es verspricht. Die Brüssler Konferenz ist mehr als ein stupides Aneinanderreihen familienpolitischer Referate. Sie ist ein Markt guter Beispiele in Europa. Sie ist ein fachlicher Disput von Wissenschaftlern, Praktikern, Lobbyisten und Politikmachern, ein Bewerben guter Ideen und eine kritische Reflexion bestehender Verhältnisse  (so z.B. Karin Jurczyk vom Deutschen Jugendinstitut )

Fazit:

Eine moderne Familienpolitik verfolgt quer durch die elf anwesenden Länder ähnliche Ziele:

– die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
– ein stabiles finanzielles Einkommen/ gut bezahlte Arbeit/Mindesteinkommen
– Kindeswohl und die positive Entwicklung von Kindern
– eine höhere Geburtenrate

Nachweislich steigt die Geburtenrate, wenn das Versorgungsangebot an institutioneller Betreuung steigt. Der umgekehrte Schluss zeigte sich bei der deutschen Wiedervereinigung als die  Geburtenrate in den neuen Bundesländern zurückging.

Ergebnisse:

– institutionelle Versorgung der Kinder und eine höhere Geburtenrate korrespondieren
– gut bezahlte Arbeit ist Teil einer guten Familienpolitik
– Familienarbeit braucht Sozialraumorientierung und -vernetzung
– Genderequality darf kein Lippenbekenntnis sein, sondern muss gelebte Haltung werden

Der letzte Aspekt wurde interessanterweise von einem Mann, Prof. Peter Abrahamson, eingebracht. Und bedeutet, so Peter, „dass Frauen ihr Erziehungsmonopol aufgeben und Männer erzieherische Verantwortung übernehmen müssen“.

 

Clara Fey

Was tut eine Frau im 19. Jahrhundert, wenn sie etwas bewegen will, aber die Zeit der Sozialverbände noch nicht gekommen ist. Sie gründet eine Kongregation, eine Ordensgemeinschaft. Zusammen mit ihren Freundinnen Pauline von Mallinckrodt und Franziska Schriever erkannte Clara Fey die Not der Waisenkinder und Kinder armer Eltern als Folge der Industrialisierung. Am 2. Februar 1844 gründete sie den Orden „Schwester vom armen Kinde Jesu“. Sie erkannte ebenfalls wie notwendig gerade gute Bildung für vernachlässigte Kinder und Jugendliche sei, um sie nicht vollständig abzuhängen. Und so gründete sie 1837 die erste Armenschule. Die Begriffe mögen uns heute fremd und diskriminierend erscheinen, nicht aber die Idee und die Konzepte.

Was hat Clara Fey schon früh gezeigt:

– Alle Kinder und Jugendlichen brauchen Bildung
– Freundeskreise und Netzwerke helfen
– Frauen können zusammen etwas bewegen

Social Media – Strategie nach Heinrich Heine

„An Notizen fehlt es nicht,
und es ist nur die Aufgabe:
Was soll ich nicht schreiben? 
D.h., was weiß das Publikum schon längst,
was ist demselben ganz gleichgültig,
und was darf es nicht wissen?
Und dann ist die Aufgabe:
vielerlei zu schreiben,
so wenig als möglich …
von solchen Gegenständen,
die in der Abendzeitung, im Morgenblatte, im Wiener Konversationsblatte usw.
die gewöhnlichen Hebel der Korrespondenz sind
und dort ihre ausführliche und systematische Darstellung finden.“ 
schreibt Heinrich Heine 1822. 

Drei gute Gründe für Non-Profits Social Media zu nutzen

Tue Gutes und rede darüber. Dass diese Marketingstrategie besonders auch für Non-Profit-Organisationen gilt, wird kaum mehr jemand verneinen. Und in Zeiten, in denen sich 99% der Menschheit digital kommuniziert, gilt das erst recht für digitale soziale Netzwerke. Warum?

Menschen erreichen.

Die Erreichbarkeit von Menschen im Netz ist deutlich größer als außerhalb. Mache also nicht nur Streetwork sondern auch Tweetwork! Entwickle Online-Angebote für Menschen in Nöten, für Menschen, die Schicksalsschläge erlitten haben, in Armut leben und Beratung oder eine Unterkunft brauchen, für Menschen, die Ansprache und Seelsorge wünschen. Die Kirchen richten hier Trauer und Hospizseiten und unterstützen Menschen, die sie real schwer oder kaum noch erreichen können. Hier gibt es mittlerweile eine Reihe sehr guter Initiativen von Postings der Telefonnummern von Kältebussen bis hin zur anonymen Chatberatung.

Mitarbeitende gewinnen.

Menschen sind online. Wer Ehrenamtliche oder Fachkräfte gewinnen will, begegnet Ihnen im Netz. Eine formale Stellenanzeige ist dabei nicht immer der zielführende Weg. Denn wir wollen ja nicht irgendwen finden, sondern die Person, die am besten zu uns passt.

Lernen wir am besten von der Unterhaltungsindustrie. Laden wir zum mitdiskutieren ein, erzählen wir Geschichten aus dem Arbeitsalltag, gehen wir unter die Podcaster*innen und drehen wir Videos.

Die Neuen sollen uns und das, was wir tun mögen – und wir sie.

Spenden sammeln.

Spenden lassen sich am besten für einen ganz konkreten Zweck sammeln. „Mit Deiner Spende kann sich ein Obdachloser einen Schlafsack leisten … “ oder „Ein Esel sichert die Existenz einer Familie in … “

Gerade über Social Media gibt es vielfältige Möglichkeiten, auf Aktionen aufmerksam zu machen. Du kannst Hintergrundgeschichten erzählen und Direktlinks zum Spendenkonto verwenden.

Sozialer Arbeitsmarkt der Zukunft – Inklusion statt Exklusion

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Sabine Depew (Hrsg.), Claudia Elschenbroich (Hrsg.), Lutz Wende

Sozialer Arbeitsmarkt der Zukunft
Inklusion statt Exklusion
ISBN 978-3-7841-2435-3
1. Auflage, September 2013, Kartoniert/Broschiert, 180 Seiten

Das Projekt basierte auf der Leitidee, dass existenzsichernde Beschäftigung und soziale Teilhabe für arbeitsmarktferne Personen dauerhaft ermöglicht werden muss. Innerhalb des Projektes wurde die Etablierung eines sozialen Arbeitsmarktes verfolgt. Es wurden zwölf Betriebe ausgewählt, die im Rahmen eines Qualitätsentwicklungsprozesses mit dem Ziel der Optimierung ihrer Organisationsform begleitet wurden. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf die Integration der Beschäftigung, auf eine Markt- und Kundenorientierung sowie auf Finanzierungsmöglichkeiten gelegt. Weiterhin erfolgt eine Evaluation der Implementierung dauerhaft geförderter Beschäftigung nach Paragraph 16e SGB II (Beschäftigungszuschuss). Der Verlauf und die Ergebnisse des Gesamtprojektes werden dokumentiert. Im Anhang befindet sich eine Auswahl spezifischer Tools, die über das Projekt hinaus für die Entwicklung von Sozialfirmen unterstützend sind. (IAB)

Female Leadership in Social Service Organisations

Europäisches Programm: Grundtvig Lernpartnerschaft

Female Leadership in Social Service Organisations – heißt das europäische Caritas-Netzwerk, das im Rahmen einer GRUNDTVIG-Lernpartnerschaft im Dezember 2009 in München gegründet wurde.

Im Rahmen des FLISSO-Netzwerkes sollten die Rahmenbedingungen erforscht werden, die Führungsaufgaben von Frauen in sozialen Dienstleitungsorganisationen europaweit attraktiver machen, um so einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit dieser Nichtregierungsorganisationen in Europa sowie der Stärkung der Sozialwirtschaft zu leisten. Das Netzwerk untersuchte die biographischen Hintergründe erfolgreicher Frauen in Führungspositionen und sammelt gute Beispiele für attraktive Arbeitsbedingungen von Frauen in sozialen Organisationen.

Die Projektprodukte (Trainingsmodule/Broschüre) wurden unter den teilnehmenden Organisationen, Caritas Europa und verschiedenen Frauennetzen verteilt.

Hier finden Sie die Ergebnisse im Detail beschrieben. Das Projekt entfaltete Breitenwirkung als die Ergebnisse in das Nachfolgeprojekt „Gleichgestellt in Führung gehen“ des Deutschen Caritasverbandes einflossen.

Erfahrung zahlt sich aus!

imageIm Rahmen der aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) finanzierten Gemeinschaftsinitiative EQUAL wurden europaweit Entwicklungspartnerschaften geschaffen, in denen innovative Ansätze erprobt werden, um Diskriminierung und Ungleichbehandlung im Zusammenhang mit dem Arbeitsmarkt zu bekämpfen.

Die „Offensive für Ältere“ war eine von 109 Entwicklungspartnerschaften, die in Deutschland an der ersten Förderrunde von EQUAL teilgenommen haben. In einem Zusammenschluss von 14 Partnern aus den Bereichen Wohlfahrtspflege, Wissenschaft und Wirtschaft hat sie Strategien gegen die Ausgrenzung Älterer vom Arbeitsmarkt erarbeitet. Ziel war es, neue Arbeitsplätze in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft bzw. im Dienstleistungsbereich zu schaffen, dabei die hohe Lebenserfahrung und Sozialkompetenz älterer Menschen zu nutzen und dem seit Jahren populären Trend zu einer Verjüngung von Unternehmensbelegschaften entgegen zu treten. Neben dem Schaffen neuer Arbeitsplätze waren die Herstellung der Beschäftigungsfähigkeit und die Entwicklung eines flexiblen Fördersystems die zentralen Ziele der Entwicklungspartnerschaft.

Die „Offensive für Ältere“ hat ihre Arbeit im Jahr 2005 erfolgreich abgeschlossen und ihre Ergebnisse und Erfahrungen in die Arbeitsmarktpolitik von Bund und Ländern eingebracht.

European Network for Social Inclusion

imageENSI (European Network: Consultants for Social Inclusion) war ein europäisches Projekt, das die Möglichkeiten der politischen und gesellschaftlichen Mitwirkung von Menschen entwickelte und gestaltete, die von Ausgrenzung bedroht oder betroffen sind. Hauptziel des dreijährigen ENSI-Projektes (2002 – 2005) war die Bekämpfung der sozialen Ausgrenzung in Euro- pa. Vor diesem Hintergrund informierte ENSI über die Nationalen Aktionspläne zur Eingliederung ausgegrenzter Menschen (NAPincl), qualifizierte sozialpolitische Akteure für eine offene und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Benachteiligten, knüpfte europaweite Netze für neue transnationale Kooperationen und bewegte Politik und Verwaltungen zur stärkeren Förderung der sozialen Eingliederung. Nach fünf erfolgreichen Fortbildungsworkshops mit unterschiedlichen Zielgruppen in Almelo, Manchester, Salzburg, Lyon und Thessaloniki hat ENSI in Kooperation mit dem nordrhein-westfälischen Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales die Ergebnisse und Erkenntnisse des Netzwerkes nun auf einer Abschlussveranstaltung präsentiert und diskutiert. Im Vordergrund stand dabei die Übertragbarkeit der verschiedenen Good-Practice- Beispiele im Rahmen zielgruppenübergreifender Partizipationsansätze. Die Ansätze wurden gemeinsam mit Mitarbeiter(innen) und Teilnehmer(innen) verschiedener Beschäftigungs- und Wohnprojekte für obdachlose Menschen auf ihre Praktikabilität hin untersucht.