Es kommt meistens anders als man denkt.
Geht Euch das auch so mit Organisationsprozessen?
Kluge Menschen sitzen am Reißbrett und malen eine Organisationsstruktur auf, die augenscheinlich mehr als Sinn macht.
Und dann zeigt sich nach einer Weile, dass es doch nicht wie aufgemalt funktioniert.
Die Struktur treibt ihre eigenen Stilblüten. Und zwar teils sehr schöne.
So wie die Natur es uns vormacht, wenn wir an den natürlichen Bedarfen vorbeigeplant haben.
Irgendwo verschafft sich ein Pflänzlein einen Durchbruch und verändert das System.
Dabei ist eine Organisationsstruktur sehr hilfreich. Wenn es sie nicht gibt, herrscht Chaos.
Eine Struktur regelt Zuständigkeiten und Verantwortung. Sie erleichtert den Arbeitsalltag ungemein und fördert die Gesundheit und das Miteinander.
Struktur bedeutet Ordnung.
Organisationen haben lebendige Knotenpunkte ausserhalb ihrer Struktur.
Eine Struktur ist aber nicht gleich Systemverhalten. Systeme verlebendigen sich. Zum Glück.
Systeme bilden neue Knotenpunkte, die Eigengewächse sind. Sie haben einen eigenen Weg gefunden, der mit dazu beiträgt, dass das System besser funktioniert.
Diese Knotenpunkte machen eine lebendige Organisation aus und fördern ihre Weiterentwicklung.
Wie entstehen diese Knotenpunkte?
Durch Kompetenz, Talente, gemeinsame Werte, Netzwerke. Wer kann gut mit wem und warum könnten wir auch fragen. Es ist nicht nur eine Frage der Chemie, sondern auch des Nutzen, den die Knotenpunkte für das Unternehmen haben.
Das gilt für das Unternehmen im Inneren, aber auch im weiteren Umfeld. Hier entstehen Eigendynamiken. Bei der Steuerung der Unternehmen können sie sehr wertvoll sein, auch wenn sie manchmal als Störfaktor in der Struktur erlebt werden.
Diese Stilblüten bzw. Strukturbrüche stellen häufig innovative Durchbrüche dar, von denen das Unternehmen profitiert.
Persönlichkeiten bilden Organisationen.
Wenn Unternehmen sich heute häufig und zurecht die Frage stellen wie gewinnen und binden wir Fachkräfte, dann ist die Antwort nicht zwingend eine sensationell originelle Ausschreibung oder ein Gesundheitsbudget, wenn auch beides das Anliegen sehr unterstützen kann.
Im Wesentlichen kommt es darauf an, den einzelnen Menschen in seiner Gesamtpersönlichkeit in den Blick zu nehmen
Den Menschen in seiner Persönlichkeit mit seinen Vorlieben, Talenten, Interessen, familiären Hintergründen, Problemen, Bedürfnissen, Werten und Qualifikationen.
Denn auf diesen Menschen kommt es an, wenn er zum System hinzu kommt. Wie wird er oder sie das System beeinflussen? Welche Wirkung wird er oder sie erzielen? Was bewegen? Einbringen? Und genauso wichtig, was nach außen tragen?
Wofür wir als Unternehmen, als Organisation, stehen, wird in den Menschen deutlich.
Welche Steuerungs-Methoden passen zu diesem Organisationsverhalten?
Wenn die Knotenpunkte ein System, vielleicht mehr als seine Struktur, prägen, wenn persönliche Netzwerke und Persönlichkeiten eine bedeutende Rolle spielen, wozu braucht es dann noch Führung oder anders: wie kann das System dann gesteuert werden?
Schluss mit dem Schubladendenken!
So sehr es wichtig ist, dass ein Mensch weiß, was seine Zuständigkeiten und Verantwortungen in einem System sind, so wichtig ist es auch, systemübergreifend zu denken und zu handeln.
Lösungen finden sich in Zeiten rasant wachsender Komplexität nicht mehr in einzelnen Fachbereichen sowie es uns auch in Politikfeldern nicht hilft, nur auf einzelne Fachgebiete zu schauen, wenn wir nachhaltig gut sein wollen.
Um Lösungsansätze für komplexe Herausforderungen zu entwickeln, braucht es Expertisen unterschiedlicher Disziplinen innerhalb einer Organisation und das fördert auch gleichzeitig den Zusammenhalt.
Probier es mal mit Fuzzy Logic.
Fuzzy Logic ist der englische Begriff für Unschärfelogik. Je näher ich auf ein System schaue, um so mehr verliere ich mich in Details. Wenn ich mit Abstand darauf blicke, erkenne ich das Muster des Systems und habe ein besseres Verständnis für die Systemlogik.
Fuzzy Logic ist die Ermutigung das ganze System in den Blick zu nehmen und Zusammenhänge, Muster und Talente zu nutzen.
… und mit Kybernetik.
Kybernetik ist die Steuerung und Regelung von Systemen durch Kommunikation und Beobachtung.
Je ganzheitlicher Organisationsbetrachtung gelingt, umso mehr gelingt auch der Blick unter die Oberfläche. Die weichen Faktoren rücken in den Mittelpunkt.
Prozesse, Struktur, Führungsverhalten – das sind Komponenten, die sichtbar sind.
Im Verborgenen sind häufig Mindsets wie Persönlichkeitsentwicklungen, Veränderungsbereitschaft, Kommunikationskultur und Räume für Kreativität und Innovationen.
Wahrnehmung und Kommunikation führen hier zu Wertschöpfenden Neuentdeckungen.
Die persönliche Kommunikation rückt wieder in den Mittelpunkt. Mit wem bin ich unkompliziert schell in Verbindung? Sicher ist die eMail ein wichtiges Informationsinstrument, aber sie ersetzt nicht die persönliche Kommunikation. Da ich viel im Auto unterwegs bin, telefoniere ich wieder viel häufiger als früher. Aber auch Messengersysteme schaffen gute 1 zu 1 Verbindung.
Neben der persönlichen Kommunikation sind strukturierte Kommunikationswege nicht weg zu denken. Wenn sie fehlen, führt das zu Intransparenz.
Hybride Kommunikationswege können helfen, die Personen besser kennen zu lernen und sich miteinander zu vernetzen. Technologie allein ist nicht der Schlüssel, aber sie kann ein Hilfsmittel sein.
Sich zu sehen, gemeinsam Themen und Projekte zu bearbeiten und zur Förderung des Ganzen beizutragen, fördert neue Rituale und den Zusammenhalt.
Ein Organisation besteht aus Persönlichkeiten, die ihre eigenen Fähigkeiten, Werte und Talente mitbringen.
Sie ist damit eine soziale Bewegung in dem Sinne, dass die Menschen gemeinsam unterwegs sind.
Gesucht werden Steuermänner und – frauen.
Organisationen haben ein Eigenleben neben dem, was als Strukturen aufgemalt ist.
Sie agieren häufig selbst organisiert, sind ein Netzwerk ihrer Persönlichkeiten und brauchen eine neue Form von Führung.
Weg vom Behördendenken hin zum dynamischen Systemverhalten, dessen lebendige Knotenpunkte neue Chancen für Fokussierung, Innovationen & Weiterentwicklung bieten.
Führungskräfte sind nicht mehr im klassischen Sinne Vorgesetzte, sondern Steuermänner und -frauen, die Chancen erkennen und nutzen, damit das Profil klar ist, Fachkräfte Lust haben mitzuwirken und der Unternehmensspirit lebt.
Jetzt bin ich gespannt auf Eure Meinung! Schreibt es einfach in die Kommentare, wenn ihr mögt.
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*Inspiriert durch die Lektüre von Frederic Vesters Buch „Die Kunst vernetzt zu denken – Ideen und Werkzeuge für einen neuen Umgang mit Komplexität (Ein Bericht an den Club of Rome)
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